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In meinem Interview mit Podcaster Ulrich Eckardt haben wir tatsächlich 45 Minuten darüber gesprochen, was Lampenfieber eigentlich ist und wie man es bewältigen kann.


Es gibt Menschen, bei denen die Angst vor einer Rede trotz oftmaligem Auftreten immer stärker wird statt schwächer. Sie haben extremes Lampenfieber. Nicht selten gehen Karrieren daran kaputt, weil auf Dauer, der Stress und der Druck nicht mehr auszuhalten sind. Die Nerven liegen täglich blank. Schlaflose Nächte rauben die letzte Energie. Zittern, Herzrasen und Schweißausbrüche begleiten die Betroffenen schon Tage und Wochen vorher. Wer die Zusammenhänge nicht versteht, wird seine Redeangst nicht so schnell los werden.


Anhaltender Stress kann der Gesundheit schaden.


Gehören diese Stresssituationen zum permanenten Alltag, können sich gesundheitliche Schäden einstellen. Häufiger Schlafmangel ruft Konzentrationsstörungen hervor, die zu fehlerhaftem Verhalten im Verkehr und zu schweren Unfällen führen können. Schmerzhafte Muskelverspannungen werden chronisch und beeinträchtigen die Körperhaltung. Herzrasen und Aufregung vor Präsentationen haben nicht selten zu Herzinfarkten geführt. Psychische Verstimmungen wie Angst, Trauer, Minderwertigkeitsgefühle oder auch Gereiztheit können in Depressionen enden und beeinträchtigen auf alle Fälle die Kommunikation mit Mitarbeitern und Familie. So unterschiedlich Menschen ihre Redefurcht erleben, so ist ihr doch eines gemein: Die Angst zu versagen beeinträchtigt immer die Leistungsperformance und die Lebensqualität. Und die Menschen leiden darunter.

Spätestens an diesem Punkt sollte man sich professionelle Unterstützung holen. Es ist keine Schande, solche Gefühle zu haben. Den Wenigsten von uns wurde die Gabe des perfekten Vortrags in die Wiege gelegt. Wir alle benötigen mehr oder weniger viel Übung, um Sicherheit beim Auftreten zu erlangen. Und manchmal braucht es eben noch ein spezielles Coaching, um die belastenden Gefühle und Gedanken in den Griff zu bekommen.


Lampenfieber als natürliche Stressreaktion des Körpers


Wie Lampenfieber entsteht, können Sie am besten verstehen, wenn Sie mich auf einen Ausflug in die längst vergangene Zeiten begleiten. Stellen Sie sich vor, Sie gehen als Steinzeitmensch nur mit einem primitiven Faustkeil ausgerüstet auf die Jagd. Plötzlich bricht ein riesiger Säbelzahntiger durchs Gebüsch. Für solche Momente hat uns Mutter Natur gut ausgerüstet: Das Gehirn übergibt das Kommando an das Unterbewusstsein. Es gibt keine Zeit mehr zum Überlegen. Zuerst den Fluchtweg zu berechnen, wäre der sichere Tod. Jetzt zählt nur noch schnelles, instinktives Handeln. Das emotionale Gehirn, das limbische System, schätzt die Situation und die Fähigkeit, sie zu bewältigen, ein und entscheidet blitzschnell, was zu tun ist. Und schon ist automatisch der richtige Handlungsmodus gefunden: Flucht, Kampf oder sich Totstellen, je nachdem welcher die besten Überlebenschancen verspricht.


Biochemisch gesehen, läuft folgende Reaktion im Körper ab: Die Nebennierenrinde stößt abrupt die Stresshormone Adrenalin Noradrenalin und Cortisol aus, die dem Körper in Sekundenschnelle ungeahnte Energien zur Verfügung stellen, um das eigene Leben zu retten. Es gibt nur zwei Möglichkeiten zu handeln: Angriff oder Flucht. Und für beides brauchen wir fast übermenschliche Kräfte. Sehen wir keinen Ausweg, stellen wir uns tot und fallen in Ohnmacht.


Wenn wir eine Situation als gefährlich einstufen, läuft dieses Urprogramm auch heute noch ab. Die Stresshormone lösen Schweißausbrüche, Zittern, Stimmlosigkeit, Leere im Gehirn oder auch Durchfall aus. Was früher zur Lebensrettung gedient hat, erleben wir nun als unangenehm und belastend. Immer noch werden Auftritte als bedrohlich eingestuft. Und Mutter Natur hilft. Schnelle Atmung zum Beispiel befördert mehr Sauerstoff ins Blut, um große körperliche Leistungen vollbringen zu können, also gut kämpfen oder schnell flüchten. Auch das dringende Bedürfnis vor einem Auftritt die Toilette aufzusuchen, ist eine Hilfestellung. Im Falle von Durchfall wirft der Körper unnötigen Ballast ab, sodass die Energie, die ansonsten für die Verdauung verbraucht würde, nun für Flucht oder Angriff zur Verfügung steht. Der Körper reagiert bei Angst immer schnell und heftig, und das Gehirn wird weitgehend ausgeschaltet. Jedoch für Vorträge und Präsentationen brauchen wir Konzentration und Denkvermögen mehr als körperliche Kraft. Diesem Vorgang fühlen sich viele Menschen hilflos ausgeliefert. Das Gefühl, den eigenen Körper nicht unter Kontrolle zu haben, versetzt sie in Angst und Schrecken.


Warum Auftritte noch immer mit Stress verbunden sind


Bei all diesen Situationen geht es nicht mehr ums nackte Überleben. Wir fürchten weniger um unser physisches Leben als um unsere soziale Existenz. Wenn wir im Rampenlicht stehen, ist alle Aufmerksamkeit auf uns konzentriert. Wir werden be- und auch durchleuchtet. Die Auftrittsbühne wirkt wie eine Lupe, die unsere Unsicherheiten, Ängste und Selbstzweifel, unsere Fehler und Schwächen in Übergröße sichtbar macht. So glauben wir. Die Angst, sich bloß zu stellen und das Gesicht zu verlieren, so dass herauskommt, wer, wie oder was man ist, steht für die meisten an erster Stelle in ihrer Angsthierarchie. Je größer der Unterschied zwischen dem, wie man sein möchte und der Realität, wie man ist, desto bedrohlicher ist es für uns. Aus Angst, entlarvt zu werden, vermeiden viele Menschen Situationen, in denen sie etwas von sich Preis geben könnten und verpassen damit Chancen.

Am meisten fürchten wir die Herabsetzung des eigenen Wertes durch andere. Massive Geringschätzung erleben wir schon fast als Existenzbedrohung. Besonders schlimm erscheint es uns, wenn das in der Öffentlichkeit geschieht. Er reicht aber auch aus, wenn nur wir selbst unseren Wert herabmindern, indem wir hinter unseren eigenen Erwartungen und Ansprüchen zurückbleiben und uns dafür schlecht machen oder gar verachten.


Hier ist der Link zum Podcast: https://ulieckardt.de/podcast/lampenfieber-ueberwinden-podcast-mit-maria-staribacher/


Der Verlust des sozialen Status ist eine enorme Kränkung für das Ego.


Neueste Forschungen aus der Neurobiologie haben erwiesen, dass unser Gehirn nicht auf Geld und Status programmiert ist, sondern auf Gemeinschaft und Vertrauen als Voraussetzung für ein gesundes, gelungenes Leben. Die Angst, verhöhnt oder gar aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, stellt eine enorme Bedrohung dar. Denn ohne die anderen und eine gute Beziehung zu ihnen wären wir nicht lebensfähig. Wir brauchen Anerkennung und Wertschätzung mehr denn je. Doch in Zeiten, in denen die Gesellschaft die Ansprüche an den Einzelnen immer höher schraubt, bleibt das Lob oft auf der Strecke. Wer kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl besitzt, ist zu sehr von Applaus und Anerkennung abhängig und dem Urteil der Zuseher ausgeliefert. Da nützt dann auch eine einmalige gute Kritik nichts. Im Gegenteil: Wir sind süchtig nach Bestätigung von außen.


Darum sollte als erster Punkt geklärt werden, welches Selbstbild man von sich selbst hat. Ist man grundsätzlich mit sich zufrieden oder macht man sich den ganzen Tag auf die eine oder andere Wiese runter. Wer sein Lampenfieber bewältigen will, sollte sehr genau auf seine Gedanken achten, wobei die unbewussten wesentlich wichtiger sind. Denn sie sind es, die unsere Stimmung und unser Verhalten beeinflussen. Wie das geht? Fragen Sie sich jedes Mal, wenn Sie in sich schlecht fühlen, was Sie gerade gedacht haben. Sie werden einige Überraschende Aha- Erlebnisse gewinnen.


In meiner Facebook-Gruppe Schluss mit Lampenfieber können Sie mir gerne Ihre Erfahrungen schildern: https://www.facebook.com/groups/2990850311163626


Im Austausch mit anderen werden Sie wichtige Erkenntnisse bekommen. Darum: fühlen Sie sich herzlichst eingeladen, dem Lampenfieber endlich den Garaus zu machen.